Ausritte sind eine wunderbare Sache und Wanderritte sogar noch mehr. Sie sind eine Bereicherung, erweitern die Lebenserfahrung und sind nebenbei eine gute Gelegenheit, das eigene Pferd noch besser kennenzulernen. Klassische Situationen, wie sie in fremdem Gelände vorkommen, gibt es auf dem heimischen Gelände nicht und auch auf unbekannten Reitbetrieben bei Turnieren oder im Rahmen von Kursen ist eher unwahrscheinlich (sollte es jedenfalls), dass Pferd und Reiter vor einer schwierigen zu bewältigenden Passage stehen. 

Kennen Sie Tschifely´s Ride? Lesen Sie mal rein, wenn Sie das Buch noch über ein Antiquariat beziehen können. Eine fantastische Schilderung über einen Schweizer mit Namen Aimé Félix Tschiffely (1895-1954), der von Buenos Aires nach Washington geritten ist und es damit zu einer Berühmtheit brachte. 1925 startete er, 1928 kam er an.

Inspiriert von Tschiffely traten fünf Reiter 2017 zum Athen-Kassel-Ride an. „The Transit of Hermes“ führte die drei Männer und eine Frau, allesamt hocherfahrene Wanderreiter und Mitglieder der Weitreitergilde, drei Monate über eine insgesamt 3.000 km Distanz. Sieben Länder mussten die Reiter und ihre Pferde durchqueren.

Was die Wanderreiter dabei erlebt haben, schildern sie immer wieder auf beeindruckenden Vorträgen. Wenn Sie einmal die Gelegenheit haben, einen solchen Bildervortrag zu hören, nutzen Sie die Chance. Sie werden aus dem Staunen nicht herauskommen. Schauen Sie dann aber auch mal in die Gesichter der anderen Gäste. Darin werden Sie die gebannte Faszination ablesen können. Das ist die Faszination, die das Wanderreiten ausmacht. 

(Sie möchten einen solchen Vortrag gerne für Ihren Verein organisieren? Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Wir leiten Ihre Mail gerne weiter.)

Auch Wanderreiter fallen nicht vom Himmel

Tschiffely hat auf seinem langen Ritt Lehrgeld bezahlt. Heute sorgen umfassende Ausbildungskonzepte der FN und der ETCD-FreiZeitreiter sowie der VFD dafür, dass Pferdefreunde bestens vorbereitet auf ihre Tour starten. Es genügt nämlich nicht, mit einem verkehrssicheren Pferd und Packtaschen zum nächsten Hotel zu reiten, das Pferd auf die Wiese zu stellen und die Nacht gemütlich im Bett zu verbringen. Ebenso wenig ist es sinnvoll, einfach draufloszureiten, weil man ja das Abenteuer sucht.

Denn wie die erfahrenen Wanderreiter sagen: „Such' nicht das Abenteuer. Das Abenteuer findet dich“.

Und so ist es! Abenteuer werden Sie auf einem Wanderritt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erleben. Ihre Erfahrung und das solide Wissen aus den Kursen wird aber dafür sorgen, dass Sie, Ihr Pferd und alle Mitreiter unerwarteten Situationen begegnen können. Sie werden sich wundern, was Sie können und wozu Ihr Pferd außerdem in der Lage ist.

Was das für Situationen sind und wie die Ausbilder – die all das schon erlebt haben – die Herausforderungen bewältigt haben, das erfahren Sie schrittweise in den Kursen, die Sie auch mit Abzeichen mit aufsteigenden Schwierigkeitsgraden abschließen können.

Wie so etwas bei uns aussehen kann? Einfach mal in den Artilkel reinschnuppern.

Übrigens! Die Qualifikation zum Ausbilder für Wanderreiter ist die einzige, bei der die FN neben bereits abgelegten Prüfungen auch die (nachgewiesene) praktische Erfahrung berücksichtigt! Das heißt: Wanderreiter, die über eine umfassende praktische Erfahrung verfügen, müssen nicht zwingend zusätzliche Kurse besuchen, sondern können sich den mehrtägigen Prüfungsritten direkt stellen.

Wie die Wanderreitausbildung im Alltag hilft

Ein Wanderreitpferd muss buchstäblich in der Lage sein, über seinen Schatten zu springen. Es muss seinem Reiter vertrauen, muss rittig sein und zuverlässig an den Hilfen stehen, und zwar ohne, dass permanenter Zügelkontakt zum Pferdemaul besteht und das Bein am Pferd liegt, denn das funktioniert im Gelände nicht über Stunden. Es ist viel zu anstrengend für Pferd und Reiter. Natürlich klappt die zuverlässige Kommunikation nur bei einer sehr guten und umfassenden Ausbildung von Reiter und Pferd.

Wanderreiten stellt daher höchste Ansprüche an das reiterliche Vermögen und an die Ausbildung des Pferdes.

Das Reiten in unbekanntem Gelände erfordert allerbeste Rittigkeit, denn abseits der gewohnten Wege gibt es quasi nichts, was einem nicht passieren kann. Dann heißt es unter Umständen: Zehn oder mehr Meter konzentriert und kontrolliert rückwärtszurichten, seitwärts über am Boden liegende Baumwurzeln oder sehr langsam Schritt für Schritt über die Äste eines umgestürzten Baumes zu reiten. Da sind enge Tore zu passieren, an denen ein Absteigen nicht möglich ist, es stürmen Kühe, Esel oder Schafe heran. Es gibt freilaufende Hunde, Kinder mit Springseilen, Kutschen, schnelle Mountainbiker, Luftballons, die sich mit zappelnden Grußkarten selbständig gemacht haben, flatternde Fahnen und landende Fesselballons.

Es passieren auch komische Sachen. Da sitzen Influencerinnen im roten Ballkleid mitten im Wald auf einem Baum, Drehkreuze auf einem Wanderweg oder eine Wendeltreppe auf dem einzigen Weg zum Ziel, kurz vor Ende der Tagesetappe oder man gerät mitten in einen Marathon mit vielen Menschen, die es naturgemäß sehr eilig haben.

Und da sind sie noch, die Dinge, die überall passieren, aber auf einem Wanderritt das besondere Wissen des Reiters erfordern, zum Beispiel das abgerissene Eisen, das gestürzte Pferd oder eine allergische Reaktion auf einen Fliegenstich.

Wie schön, wenn einen Reiter all das nicht aus der Ruhe bringt, weil es das Pferd nicht aus der Ruhe bringt, weil beide gelernt haben, was zu tun ist.

Doch auch beim Wanderreiten gilt, was überall im Umgang mit dem Pferd Bedeutung hat: Man lernt nie aus!

 

Faszinierend! Der Blick zurück

Was galt früher und was gilt heute noch? Einen spannenden Rückblick in ein altes Buch für Wanderreiter haben wir uns hier erlaubt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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